Mit Rückenwind einer erfolgreichen ersten Saison startet das Staatstheaterteam in die zweite Runde. In den vergangenen zwölf Monaten konnte die neue Intendanz den Zustrom von rund 250.000 Besucherinnen erhalten, was bei einem Theaterleitungswechsel nicht unbedingt üblich ist. Mit Händel-Festspielen, aber auch politischem und zeitaktuellem Schauspiel hatte man am Hermann-Levi-Platz beachtliche Erfolge erzielt. Eine Nominierung des neueingerichteten Digitaltheaters für das Konzept des den Stadtraum erobernden Projekts "Paradise Found" für den Theaterpreis Der Faust und die Auszeichnung der Nachhaltigkeitstage "Flow" mit dem OPUS Klassik brachten dem Theater mitten im parallelen Bau- und Spielbetrieb ebenso überregionale Beachtung wie die Opernentdeckungen von Ethel Smyths "The Wreckers" und "Phèdre" von Jean-Baptiste Lemoyne.
Doch wenn das Theater seine Saison mit dem obligatorischen Theaterfest startet, ist längst nicht alles eitel Sonnenschein. Zum einen kreist über der Karlsruher Kulturlandschaft wie auch dem gesamten Kommunalhaushalt der Geier der Einsparungen, was das Theater im schlechtesten Fall jährlich vier bis fünf Millionen Euro kosten könnte, weshalb man von der Schließung einer oder mehrerer Sparten spricht. Wird an der Baumeisterstraße für bald eine Milliarde Euro ein Theater gebaut, das nach Fertigstellung gar nicht mehr komplett bespielt werden kann, weil die nötigen Mittel dazu fehlen?
Kurzfristig freilich drückt ein anderer Schuh. Wegen des Baufortschritts benötigt das Orchester die bisherige Studiobühne als Probenraum. In der vergangenen Saison wurden hier insgesamt 192 Vorstellungen gegeben. Diese komplett in die Insel zu verlegen, wo das Junge Staatstheater 202 Vorstellungen verbuchte, scheint unmöglich. Hier ist ein kreativer Umgang mit Räumen gefragt, wie die zunehmende Bespielung des wenig tauglichen Foyerprovisoriums beweist.
Doch zu allem Anfang wird erst einmal das Theaterfest gefeiert, das von 11 Uhr bis tief in die Nacht für Menschen aller Altersklassen insgesamt 60 Veranstaltungen und noch mehr sonstige Angebote bereithält. Dabei sind Führungen in Baustelle und einzelne Abteilungen, öffentliche Proben von Staatsballett und Staatsopernchor, die Technikshow "Donnerwetter und Bühnenzauber", Kostüm- und Maskenversteigerung, ein Dirigierkurs mit GMD Georg Fritzsch und vieles mehr. Ab 21 Uhr verwandelt sich das Staatstheater in eine Partylocation mit mehreren Floors.
Sa 20. September 2025, 11 bis 2 Uhr
Theaterfest
Badisches Staatstheater
Hermann Levi Platz 1
Karlsruhe
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Bild: ©Arno Kohlem