In diesem Jahr wäre Erich Rossmann 100 Jahre alt geworden. Er war über Jahrzehnte mit seinem Büro, das lange prominent im Waschhaus der Dammerstocksiedlung untergebracht war, einer der bekanntesten Karlsruher Architekten. Doch auch wenn er eine immense Fülle von Bauten realisierte, sind an öffentlichen Gebäuden des immer wieder für die Evangelische Landeskirche tätigen Architekten nur sehr wenige Werke in Karlsruhe präsent, ähnlich wie bei seinem Lehrer Egon Eiermann, der als Professor die Karlsruher Nachkriegsarchitektur prägte wie kein anderer, aber in manifesten Bauten in der Fächerstadt äußerst rar blieb. Ein kleines Bändchen, das von seinem Sohn, dem Journalisten Andreas Rossmann, liebevoll herausgegeben wurde, setzt Erich Rossmann nun ein kleines Denkmal, in dessen Zentrum autobiografische Aufzeichnungen stehen, deren Schwerpunkt in der zeitgeschichtlich wertvollen und vielfach atmosphärischen Schilderung des Klimas der Baukunst in der Nachkriegszeit bis zum Ende der 1950er Jahre liegt. In jener Zeit begegneten Rossmann und mit ihm die angehenden Planer dem Modernen Bauen, das in der Nazizeit verpönt und von einem deutschen Stil vertrieben worden war. Während am Ende des Büchleins 15 exemplarische Bauten aus der 50-jährigen Bautätigkeit Rossmanns vorgestellt werden, steht am Beginn die Vorstellung der Lukaskirche an der Karlsruher Hildapromenade, der einzigen erhaltenen Rossmann-Kirche aus der Mitte der 1960er Jahre, die derzeit von der Landeskirche zur Disposition gestellt wurde, aber unter Denkmalschutz steht, also einer neuen Nutzung zugeführt werden muss. Der Verein Wir für Lukas entwickelt gegenwärtig daraus das Konzept einer Kulturkirche, für die dieser schlicht-schöne, Lichtdurchdrungene Bau seine Qualität derzeit wiederholt unter Beweis stellt.
Andreas Rossmann, "Erich Rossmann. Im Dammerstock habe ich mich immer verirrt", 144 Seiten, Verlag Walther König, 19,80 Euro