Gnadenlosigkeit und Präzision bescheinigte ein Literaturkritiker dem Roman „Offene Rechnung“ der Berliner Autorin Inger-Maria Mahlke, in dem sie das Leben mehrerer, nicht durchweg sympathischer Figuren in einem Berliner Mietshaus schildert. Am 1.7. setzt die gelernte Kriminologin mit ihrem Auftritt im KOHI-Kulturraum am Werderplatz, die Reihe Lesung Süd in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft und der Stephanus-Buchhandlung fort, ehe es dann in die Sommerpause geht. Im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais bieten die beiden bewährten Kooperationspartner in Sachen Literatur noch mal ein volles, abwechslungsreiches Programm
Der Schriftsteller Patrick Roth liebt das Kino. In Karlsruhe aufgewachsen und zur Schule gegangen, hat ihm das Medium Film bereits in jungen Jahren den amerikanischen Traum vermittelt, dem er dann tatsächlich gefolgt ist, indem er nach Los Angeles gezogen ist und sich das amerikanische Englisch angeeignet hat. Mittlerweile hat er es mit Büchern wie „ Riverside“ und zuletzt „Sunrise“, in denen er biblische Motive und Figuren auf eigensinnige Weise zu neuen Leben erweckt hat, zu einigem Ruhm und zahlreichen Literaturpreisen gebracht. Dabei spielen Filmerfahrungen, aber auch filmische Stilmittel wie Montage und Zoom in seiner Literatur eine große Rolle. Vor kurzem ist eine Sammlung filmkritischer Essays erschienen, in denen er die Leser auf die ihm eigene suggestive Art an seinen Filmerlebnissen und der tieferen Bedeutung teilhaben lässt. Am 11.7. ist Patrick Roth zurück in seiner alten Heimat und liest aus „Die amerikanische Fahrt“ im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais.
Über das Wetter in diesem Jahr wurde schon viel gejammert, viel mehr Grund zum Jammern hatten die Mitteleuropäer im Jahr 1816, in dem der Sommer schlicht und einfach ausfiel, weil nach dem Vulkanausbruch des Tambora auf der Insel Sumbawa die Asche in der Atmosphäre die Sonne verdunkelte. Das hatte Folgen, Carl Drais in Karlsruhe erfand den Urtyp des Fahrrads und Mary Shelley ersann in Genf den Wissenschaftler Frankenstein und das von ihm geschaffene Monster. Sabine Kaufmann, Journalistin, Drehbuchschreiberin, Mitarbeiterin des SWR, hat ein Buch über „Das Jahr ohne Sommer 1816“ (erschienen im G.Braun-Verlag) geschrieben, das sie am 16.7. im Literaturhaus vorstellt. Schon eine gewisse Tradition hat die Vorstellung der Lyrikwerkstatt der VHS Karlsruhe. Am 17. 7.präsentieren Autorinnen und Autoren die Früchte ihrer Textarbeit. Für die drei Euro, die der Eintritt kostet, gibt es auch noch ein Lyrikbändchen dazu.
Er hat als Skispringer zu seiner Zeit alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, die Weltmeisterschaft, die olympische Goldmedaille, die Vierschanzentournee, er war ein sportliches Aushängeschild der DDR und ranghoher Offizier der NVA. Als er sich 1988 absetzte, war dies nicht nur Republik-, sondern auch Fahnenflucht. Noch mehr brachte er die Herren, denen er diente, gegen sich auf, als er dann auch noch über die Dopingpraktiken im DDR-Leistungssport auspackte. Über seine Erfahrungen in der DDR hat er ein Buch geschrieben, Thema seines neuen Buches ist der „Neuanfang im Westen“. Aschenbach, der als Mediziner in Freiburg tätig ist, stellt es mit seinem Verleger Roman Pliske vom Mitteldeutschen Verlag am 22. im Literaturhaus vor.
„Faces: Eine Geschichte des Gesichts“ ist der Titel des neuesten Buches von Hans Belting. Der Kunst- und Kulturwissenschaftler ist den Karlsruhern bestens bekannt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2002 lehrte er an der hiesigen Hochschule für Gestaltung, am 25.7. (19 Uhr) nimmt er das Publikum mit auf einen Streifzug durch seine Kulturgeschichte des Gesichts, von den Masken der Steinzeit bis Facebook, und zwar im prächtigen Feuerbachsaal der Staatlichen Kunst-halle.
Noch einmal zurück zum KOHI-Kulturraum. Da treten in schöner Regelmäßigkeit Autoren des Kleinen Buch Verlags auf, so auch am 15.7. in Gestalt von Martina Bilke, die in ihrem Roman „Erben“ die Hinterbliebenen der plötzlich verstorbenen Tante Leni aufeinander los lässt, in einem immer abstruser werdenden Erbschaftsstreit. Martina Bilke teilt sich den Auftritt an diesem Abend mit Florian Arleth, einem neuen Stern am Karlsruher Literaturhimmel. Seinen Roman „Die Abenteuer des Walter X“ bezeichnet er selbstbewusst als „eine coming-of-age-Story in der Tradition großer Erzähler, eine Kriminalgeschichte in unbegrenzter Härte und Intensität.“ Der Roman ist auch die Visitenkarte eines weiteren Karlsruher Kleinverlags namens Brot&Kunst.
Auch in diesem Jahr wurden literaturbegeisterte Durlacher Bürger dazu aufgerufen beim Durlacher Lesesommer ihre Lieblingslektüre vorzustellen und zu Gehör zu bringen. Wenn das Wetter vom 29. bis 31. Juli mitspielt im kleinen, aber feinen Durlacher Schlossgarten, wenn nicht im Festsaal der Karlsburg, jeweils ab 19.30 Uhr. Alle Literaturfreunde, auch außerhalb Durlachs, sind herzlich willkommen.
Dennis Scheck ist nicht nur Literaturkritiker, sondern auch Feinschmecker. Zusammen mit der Ärztin Evan Gritzmann hat er eine vergnügliche Betrachtung über die Geschlechtsunterschiede bei der Nahrungsaufnahme geschrieben. „Sie & Er. Der kleine Unterschied beim Essen und Trinken“ heißt ihr leicht verdaulicher Beitrag zur kulinarischen Ge-schlechterforschung, in dem sie grundsätzlichen Fragen nachgehen, wie z.B. warum Frauen lieber Ziegenkäse und Männer lieber Leberkäse essen. Am 24. 7. servieren sie im Casino Baden-Baden Kostproben ihres Bestsellers.
Im Jahr 1763 machte die Familie Mozart auf einer Europa-Reise Station in Bruchsal, der damaligen Residenz der Fürstbischöfe von Speyer. 250 Jahre später am 10.7. beleuchtet Prof.Dr. Hermann Jung von der Musikhochschule Mannheim den damaligen Aufenthalt und das Auftreten des siebenjährigen Wunderkindes Wolfgang Amadeus. Die Musik dazu, selbstverständlich Mozart, macht das „Trio d´anches“. Der Eintritt zu der Veranstaltung im Kammermusiksaal des Bruchsaler Schlosses ist frei.
Wenn nicht anders angegeben, ist Veranstaltungsbeginn 20 Uhr.
ko